Wesenstest am 01./02. April 2023 "uff de Kutt"

Kein Aprilscherz: pünktlich um 9.00 Uhr zum Prüfungsbeginn öffnet der Himmel über der Kutt alle seine Schleusen und lies es regnen, was das Zeug hält.

Die Teilnehmer der ersten Gruppe hatten sich schutzsuchend unter die aufgestellten Pavillons zur Papierabgabe geflüchtet. Hier begann Birgit Muhr auch ausführlich die anstehenden Aufgaben für den Wesenstest zu erklären.

Alles begann mit lauter Fragen zum Hund: Rufname, Alter, Erfahrungen mit Umweltreizen, Welpengruppenbesuch, Futtermittelallergie,... Anschließend durfte der Hund Birgit begrüßen. Wie? Ganz egal! Eben genau so, wie der Hund das macht. Im Wesenstest geht es nicht darum, dass der Hund seine gute Erziehung präsentiert, sondern darum, dass er ist, wie er ist. Anschließend wurde noch der Chip abgelesen und dann ging es ohne Leine auf einen kleinen Spaziergang über die Wiese. Auf dem Rückweg kam eine Gruppe unbekannter Menschen auf das Mensch-Hund-Gespann zu, sind querbeet und quatschend umhergegangen. Anschließend wurde der Hund angeleint und der Hundeführer ist mit seinem Hund (nicht im Fuß!) auf eine sich nähernde Person (erst eine Frau und danach ein Mann) zugegangen. Ungefähr 3 m vor dem Erreichen ist die Fremdperson in die Hocke gegangen und hat den Hund angesprochen und eingeladen, zu ihm zu kommen. Damit war der Teil mit fremden Menschen und Leine auch schon abgeschlossen und es folgte ein Spiel zwischen Hundeführer und Hund (zunächst ohne Spielzeug und dann mit). Bevor es in den Parcours ging, wurde dem Hund noch dreimal ein Gegenstand geworfen, den er apportieren durfte und dreimal ein Gegenstand versteckt, den er suchen durfte. Im Parcours warteten spannende Dinge wie eine blaue Plane, eine Ratsche, ein Regenschirm im Gestrüpp, ein heller PVC-Boden, eine Fahrradklingel, ein großer Teddybär hinter einem Baum, eine Kuhglocke, ein Rasenteppich und zu guter Letzt ein schwarzer Mantel im Baum. Nach dem Parcours folgte wieder ein Spaziergang über die Wiese bei dem insgesamt drei Schüsse fielen. Nachdem Birgit alles ausführlich erklärt hatte und alle Fragen beantwortet waren, durfte der erste Hund starten. Schon nach dem Weg vom Parkplatz bis auf die Wiese waren Hunde und Hundeführer nass. Während ein Hund den Wesenstest durchlief, haben die anderen Teilnehmer geholfen (als fremde Menschen und bei den akustischen Signalen), Schutz unter den Pavillons gesucht oder haben Birgit gelauscht, beobachtet und ganz viel gelernt. Schon bei der Begrüßung am Anfang durch die Einladung von Birgit konnte man unheimlich spannende Wesen bei den Hunden entdecken. Die Einen waren stürmisch mit Küsschen ins Gesicht (Birgit saß auf einem Stuhl und dadurch war das Gesicht leicht zu erreichen) und die Anderen mit einer kurzen freundlichen Kenntnisnahme, aber mehr musste dann auch nicht sein. Und natürlich die ganze Bandbreite dazwischen. Birgit hat sehr transparent und offen gerichtet. Sie hat also ganz viel erzählt, was sie sieht, wie man das einordnen kann und was es bedeutet. Natürlich waren es alles Retriever, aber alleine der Wesensunterschied zwischen einem Toller und einem Golden ist unheimlich groß. Aber auch zwischen dem einen und dem anderen Labrador liegen zum Teil Welten. Jeder Hund ist einfach anders und auf seine Weise besonders. So durchliefen am Samstag insgesamt 9 Hunde den Test. Eigentlich ist Aprilwetter ja dafür bekannt, dass es total wechselhaft ist. Aber der einzig erkennbare Wechsel war in der Intensität des Regens zu merken. Am Ende waren alle Teilnehmer ordentlich durchnäsSt. Unter dem Pavillon war es zwar von oben trocken, aber von unten war es eine einzige Matschpfütze. Deshalb wurden die Pavillons am Sonntag auch an einer anderen Stelle platziert, damit niemand ohne seine Gummistiefel aus dem Pavillon gehen musste, weil diese im Matsch stecken geblieben waren. Auch am Sonntag starten wieder 9 Hunde. Dieses Mal hat auch das Wetter mitgespielt. Okay, niemand kam in den Genuss, die Kutt im wunderschönen Sonnenschein erleben zu dürfen, aber es war auch niemand bis auf die Haut nass. Dafür durfte man wieder ganz viel von Birgit lernen, sehen und verstehen. Das Tolle am Wesenstest ist, dass der Hund einfach Hund sein darf. An diesem Tag darf er jegliche gute Erziehung über Bord werfen und einfach nur er selbst sein. Genauso, wie er/sie eben ist. Da ist es sogar erlaubt, anzuspringen, in einem großen Radius über die Wiese zu fetzen oder sich einfach in sicherer Nähe zu seinem Menschen aufzuhalten. Mir sind an diesen beiden Tagen zwei Dinge aufgefallen:

  1. Es gibt viel zu viele Hundeführer, die nicht mit ihrem Hund spielen können. Leute, habt Spaß mit Eurem Hund! Macht Euch zum Affen, seid albern, traut Euch einfach mal Spaß mit Eurem Hund zu haben. Das ist so wichtig und so gut für die Beziehung. Und dabei ist es auch total egal, was Andere von Euch halten. Es ist nur wichtig, dass Euer Hund Euch toll findet!
  2. Wir sollten uns viel mehr mit der Sprache unserer Hunde beschäftigen! Sie können nicht verbal mit uns kommunizieren, aber sie teilen uns doch die ganze Zeit Dinge mit! Wir müssen nur mal lernen, es zu verstehen. Es ist doch ungerecht, dass wir der Meinung sind, dass unsere Hunde unsere Sprache erlernen müssen, wir uns aber nicht die Mühe machen, ihre zu lernen. Das würde uns in vielen Situation helfen, richtig zu reagieren, wenn wir erkennen, ob unser Hund gerade freudig oder eben doch eher unsicher ist. Natürlich ist die Körpersprache recht komplex (wie das Erlernen einer Fremdspache), aber die Mühe sollten wir uns machen. Das sind wir unseren Hunden schuldig!

Ein riesengroßes Dankeschön an Birgit für die so lehrreichen zwei Tage. Es war unheimlich spannend Dir zu lauschen, den eigenen Hund mal ohne rosarote Brille erklärt zu bekommen und so viele wertvolle Erfahrungen sammeln zu dürfen! Mit Deiner Art hast du es geschafft, allen einen ganz entspannten Start zu ermöglichen und den Stress aus der Prüfungssituation genommen. Hut ab, dass Du das alles als Richterin auf Dich nimmst. So viel Einsatz und Engagement! Und erstaunlicherweise hattest Du auch nach zwei Tagen endlosem Reden und Erklären noch keine Füßeln am Mund.

Sybille und Bernd: Ihr seid großartig! Vielen lieben Dank für Euren unermüdlichen Einsatz als Sonderleitung. Alles war bestens vorbereitet und organisiert. Sybille hat sich die Finger wund geschrieben und alles 1a übertragen, das Managen der Papiere übernommen, Kuchen gebacken und literweise Kaffee gekocht. Bernd hat geschossen, was das Zeug hält (zum Glück nur mit Platzpatronen und niemanden erwischt!) und den ganzen Auf- und Abbau gemacht. Tausend Dank für die tolle Rundumversorgung!

Zum Abschluss möchte ich allen Hundeführern oder eigentlich eher ihren Hunden zum bestandenen Wesenstest gratulieren! Seid stolz auf diese besonderen Wesen an Eurer Seite. Sie haben es verdient!
(Lea Rakete mit Inverness Golden I'm like a Bird)